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2023-03-23 15:17:45 By : Ms. Cecy Yan

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Es gibt Dinge, die sind universell und für alle Zeiten albern. Zum Beispiel, dass Erwachsene bei anderen Erwachsenen klingeln, um ihnen ein Produkt, einen Vertrag oder einen Gott zu verkaufen. Loriot wusste das, als er seine Vertreter auf Evelyn Hamann losließ. Monty Python wussten das. Und für Weird Al Yankovic, den US-amerikanischen Godfather der Musikparodie, markierte ein solcher höchst alberner Moment sogar den Beginn einer unwahrscheinlichen Popkarriere.

Bevor Weird ("merkwürdig") zum Bestandteil seines Namens wurde, wuchs Alfred Matthew Yankovic in den Sechziger- und Siebzigerjahren als hochbegabter Eigenbrötler in Lynwood auf, einer mittelgroßen Stadt nahe Los Angeles . Im Alumnibuch seiner Highschool stehen Namen wie Kevin Costner und Suge Knight, ein Hollywoodstar also und ein Rapmanager, der in der tödlichen Fehde zwischen East- und Westcoast in den Neunzigern eine zentrale Rolle spielte. Dass Yankovics Name dort heute ebenso prominent vermerkt ist, war nicht vorgesehen. Er war der Einserschüler, der sich in Fantasiewelten rettete, wenn die Popularitätsökonomie der Highschool ihn wieder einmal links liegen ließ. Oder in den Spind sperrte. Aber wenn uns die US-amerikanische Popfolklore eines vermittelt hat, dann eben, dass das Erlernen eines Instruments noch jeden Außenseiter zum gefeierten Star machen kann. Auftritt: das Akkordeon.

Seine ersten Akkordeonstunden wurden Yankovic von einem Handlungsreisenden an der Tür verkauft. "Er schleppte kein Instrument von Tür zu Tür, aber er verkaufte Kurse für seine Musikschule", sagt der Künstler im Telefonat mit ZEIT ONLINE. "Man konnte zwischen Gitarre und Akkordeon wählen, und irgendwie machte dieser Typ meinen Eltern weiß, dass ihr kleines Kind Akkordeon lernen muss." In Interviews verweist Yankovic immer wieder auf die gute Absicht seiner Eltern: Würde er Akkordeon lernen, so ihre Annahme, wäre er sicher schlagartig beliebter. Immerhin ist man damit eine Ein-Mann-Band! Außerdem gab es bereits Frankie Yankovic, Amerikas sogenannter Polka-King, zu dem zwar keinerlei Verwandtschaft bestand, dessen glanzvoller Name aber auf den jungen Al abstrahlen sollte.

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Knapp 50 Jahre später hat Yankovic den Polka-King in Sachen Berühmtheit vielfach überrundet. Acht Grammys, Gold- und Platinplatten stehen in seinem Trophäenschrank, ein Stern auf dem Hollywood Walk of Fame wurde ihm verliehen und ein satirisches Biopic über ihn gedreht, in dem Ex-Harry-Potter Daniel Radcliffe die Hauptrolle spielt. In Weird: The Al Yankovic Story von Regisseur Eric Appel stellt sich Yankovics musikalisches Damaskuserlebnis jedoch anders dar. Der Vertreter, der dem jungen Al an der Tür sein erstes Akkordeon verkaufen will, wird vom gottesfürchtig-autoritären Vater aufs Bizarrste zusammengeschlagen. "Des Teufels Quetschkommode" komme ihm nicht ins Haus. Und die wohlwollende Mutter fügt hinzu: "Dein Vater und ich haben uns unterhalten, und wir fänden es besser, wenn du mit all dem aufhörst, was du bist und was dich glücklich macht."

In der Realität war der Leitsatz von Yankovic Senior ein ganz anderer, nämlich: Man muss unter allen Umständen versuchen, seine Leidenschaft zum Beruf zu machen. Der Vater selbst tingelte von einem Handwerksjob zum nächsten, während seine Frau, eine gelernte Stenotypistin, sich um die Kinder kümmerte. "Ich versuchte also, mit meinem Akkordeon in die Rockbands meiner Teenagerfreunde zu kommen", sagt Yankovic. "Ich wollte dazugehören und spielte schnörkellosen Rock-'n'-Roll auf dem Akkordeon – was schockierenderweise niemand hören wollte. Ich musste mein eigenes Material erschaffen und meine eigene Band zusammenstellen."

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Gleichgesinnte fand er vor allem im Radio: Dr. Demento, ein legendärer Plattensammler und Radiomacher, widmete seine Sendung seit den frühen Siebzigerjahren ausschließlich dem musikalischen Irrsinn. Die Ästhetik des Programms, das bis heute online weitergeführt wird, liegt zwischen Frank Zappa, Thomas-Pynchon-Romanen, und dem Mad-Magazin. Dr. Demento wurde in Yankovics popkultureller Prägung zum Rosetta-Stein. Hier trafen sie aufeinander, die Albernen und Stumpfen, die Outsidermusikanten und Comedians. Mit 16 Jahren steckte Yankovic Dr. Demento ein Demo zu und schaffte es sogar in dessen Show. Seinen ersten Hit hatte er drei Jahre später mit der Parodie My Bologna, einer Version des Songs My Sharona von The Knack. Zu dieser Zeit studierte er bereits – erfolgreich, aber unglücklich – Architektur. Seine Parodie nahm er auf der öffentlichen Toilette gegenüber von der Aula auf, in der The Knack auftraten. Diese fanden die Idee witzig und sorgten dafür, dass ihr Label den Song veröffentlichte. 

Die gemeinsame Anstrengung von Parodie und Parodiertem stellte die Weichen für Yankovics weitere Karriere. Egal ob Michael Jackson , Madonna, Nirvana oder Lady Gaga – Yankovic betont bis heute, dass er nie etwas ohne die Zustimmung der Musikerinnen und Musiker herausbringe, die er persifliert. Das bedeutet auch, dass die Rechte bei jeder Parodie einzeln verhandelt werden müssen. In der Regel behalten die Künstler und Künstlerinnen ihre Verlagsrechte, während die Autorencredits für seine Version bei Yankovic bleiben. Zu dieser für die Urheber der Originale ohnehin schon günstigen Variante kommt seit den Achtzigern auch noch der mythische Weird Al Bump hinzu, ein merklicher Anstieg der Verkaufszahlen, der mit Yankovics Parodien einhergeht.  

Ich höre seine Musik schon sehr sehr lange . Und was soll ich sagen. Er überrascht mich immer wieder mit dem was er so alles macht. Ich hoffe das es noch lange neues Material von ihm geben wird.

Der spielt heute in Düsseldorf und ich bin nicht im Lande, oh noo

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